Kolumnen und Blogbeiträge

Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Gesellschaft, Digitalisierung

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Ein wirksames Ja für die Bildung in einer wachsenden Stadt

Winterthur wächst. Ob man das nun gut oder weniger gut findet, oder ob einem das egal ist – es ist eine Tatsache. Und zwar schon seit einigen Jahren.

Am 22. Oktober hat eine überwältigende Mehrheit ihr klares «Ja» für die Erweiterung der Schulanlage Wyden in Wülflingen abgegeben. Ganze 86,4 Prozent haben dem zusätzlichen Schul- und Betreuungsraum zugestimmt. Das ist ein Rekordergebnis für Schulhausabstimmungen. Die Bevölkerung hat damit nicht nur erkannt, sondern auch anerkannt, dass die Stadt Winterthur dringend zusätzlichen Schulraum braucht.

Für dieses grosse «Ja» bedanke ich mich von Herzen! Auch im Namen der Schulkinder und Jugendlichen und den vielen Personen, die sich tagtäglich im Bildungs- und Betreuungsumfeld und auch im Schulsport für ein bestmögliches Gelingen einsetzen.

Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung ist eines der 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Qualität und Zugang zu Bildung in einer rasch wachsenden Stadt zu gewährleisten ist anspruchsvoll – Schulraum ist ein wichtiges Element davon.

Winterthur wächst derzeit durchschnittlich um rund ein Prozent jährlich. Unsere Stadt scheint vor allem für junge Menschen und Familien attraktiv zu sein. Denn das Wachstum an Schülerinnen und Schülern wächst pro Jahr nicht um ein, sondern um drei Prozent; die Nachfrage nach schulergänzender Betreuung sogar um sieben Prozent.

Wir kennen das: Wenn Kinder heranwachsen, werden im Nu die Kleider, die Schuhe und das Bett zu klein. Und manchmal bringt das Grösserwerden auch Wachstumsschmerzen mit sich. Darum ist es wichtig, dass mit dem Bevölkerungswachstum unserer Stadt auch die Infrastruktur mitwächst, damit es nirgends drückt und zwickt.

Wachstum ist auch eine Chance und kann durchaus spannend sein. Wir entscheiden mit, wie Winterthur wächst: im besten Fall nachhaltig – im gesellschaftlichen wie ökologischen Sinn. Dabei steht die Bildung im Zentrum. Denn nur mit guter Ausbildung werden wir es schaffen, Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit zu entwickeln. 

Sorgen wir weiterhin gemeinsam dafür, dass Winterthur eine lebenswerte Stadt bleiben kann - für uns und für kommende Generationen. 

Martina Blum

Stadträtin, Vorsteherin Departement Schule und Sport

veröffentlicht: Winterthurer Zeitung, November 2023

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Startschuss


Jetzt bin ich also unterwegs – und wie! Kaum ist der Startschuss des Amtsantritts verhallt, bin ich mitten drin im höchst lebendigen Alltag von Schule und Sport und dem grössten Departement der Stadt Winterthur. Der Start ist geglückt. Das ist aber vor allem den vielen hoch motivierten Mitarbeitenden und Teams zu verdanken, die mich äusserst herzlich willkommen geheissen haben und mich tatkräftig unterstützen. An dieser Stelle ein riesiger Dank an alle.


Ich bin ein ausgesprochener Teammensch und bin mir darum bewusst, dass mein Amtsantritt kein Einzel-, sondern ein Massenstart war, zusammen mit den rund 1700 Mitarbeitenden des Departementes sowie den vielen Schulleitungen und Lehrpersonen der Winterthurer Volksschule. Ich freue mich, mit all diesen engagierten Menschen zusammen unterwegs sein zu dürfen.
Die Pace ist sehr hoch, das habe ich schnell gemerkt. Und die Tempomacher habe ich ebenfalls bereits kennengelernt: Es sind dies die zahlreichen drängenden und wichtigen Projekte sowohl im Schul- und Betreuungsbereich, aber auch im Sport und betreffend Infrastruktur. Hinzu kommen viele aktuelle Anliegen aus der Bevölkerung und der Politik und ja, auch die Medien machen gehörig auf Tempo.


Was ich nach meinen ersten vierzehn Tagen als Stadträtin und Präsidentin der Schulpflege bereits sagen kann: Mir gefällt mein neues Amt sehr und auch die diversen Aufgaben, die ich damit übernommen habe. Und dass ab und zu auch Hürden mitten auf der Strecke stehen, die es zu überwinden gilt, habe ich schon vor dem Start gewusst.


Einen Neustart gab es auch für die rund 12'400 Kinder und Jugendlichen, die nach den Sommerferien in ein neues Schuljahr gestartet sind. Ihnen allen wünsche ich von Herzen gutes Gelingen, Freude an Neuem und dass sie sich in ihrem Schulumfeld wohlfühlen, zusammen mit vielen netten «Gschpänli».


Am 23. September fällt schon wieder ein Startschuss, nämlich jener zur diesjährigen Winti-SOLA, der Laufstafette entlang der Grenze von Winterthur. Schon am ersten Tag im Amt wurde ich angefragt, ob ich im Team des Departements Schule und Sport mitlaufen würde. Ehrensache! Jetzt bin ich am Trainieren. Obwohl ich die neue «Sportministerin» bin, würde ich mich jetzt nicht als Sportskanone bezeichnen, ich bin eher die Alltagssportlerin. Aber wie gesagt, ich bin ein Teammensch und werde darum für unser SOLA-Team mein Bestes geben.
Genau das Gleiche gilt für meine Aufgaben als Stadträtin. Ich werde mein Bestes geben für diese tolle und sympathische Stadt.

Martina Blum

Stadträtin, Vorsteherin Departement Schule und Sport

veröffentlicht: Winterthurer Zeitung, September 2023

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Mehr Lebensraum in der Stadt

Geniessen Sie es auch, bei schönem Wetter am Oberen Graben in einem Café zu sitzen und sich im Schatten der Bäume zu erfrischen? Unvorstellbar, dass hier vor rund 40 Jahren noch Parkplätze waren. Wer in unserer Stadt wie viel Platz bekommt, müssen wir uns angesichts des Wachstums und der Klimaerwärmung neu beantworten.

Der Verdichtungsdruck nimmt zu, immer mehr Bäume verschwinden. Dabei werden wegen der kommenden Hitzesommer Bäume noch wichtiger, um unsere Gesundheit zu schützen. 

Wie Fussgänger und Velofahrerinnen brauchen auch Bäume Platz. Statt Asphalt benötigen wir mehr Grünflächen, Versickerungsflächen und Aufenthaltsorte. Andere Städte wie Barcelona oder Paris machen es vor: Ganze Quartiere werden autofrei. Das Tempolimit für Anwohner:innen und Lieferant:innen ist 10 km/h. Der freiwerdende Raum wird den Menschen zurückgegeben und wird zum Lebensraum. Neu finden sich dort Cafés, Bäume, Sitzbänke und Spielgeräte. 

Vieles lässt sich kostengünstig und mit einfachen Mitteln umsetzen. Ein Anfang wäre mit Fussgängervortritt, Begegnungszonen und Begrünungsmassnahmen wie Pflanzenkübeln und Hochbeeten rasch gemacht. Winterthur könnte Pilotprojekte prüfen, wie sie derzeit in verschiedenen Schweizer Städten angeregt werden - und den Menschen damit mehr und mehr Lebensraum zurückgeben.

Martina Blum

veröffentlicht: Winterthurer Zeitung, Juni 2023

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Nachhaltige Wirtschaft für Winterthur - eine Chance für alle

Was haben Sie am 13. Mai gemacht?  Ich habe zum Auftakt der Wahlkampagne den Menschen in der Altstadt Blumen geschenkt. Ebenfalls am 13. Mai - weit weniger erfreulich - war der Tag, an dem wir alle Ressourcen aufgebraucht haben, die uns weltweit gerechterweise zustehen. Seit dem 13. Mai leben wir in der Schweiz auf Kosten künftiger Generationen. 

Wie können wir das ändern? Ein Ansatz ist die Kreislaufwirtschaft. Das ist weit mehr als Recycling. Es geht darum, Abfall zu vermeiden und Produkte möglichst lange zu nutzen: sie zu teilen, reparieren und schliesslich wiederaufzubereiten.  

Es gibt auch in Winterthur immer mehr Unternehmen, die wiederverwendbare Verpackung einsetzen oder ihre Produkte vermieten, so dass sie von vielen Menschen lange genutzt werden können. Für die Unternehmen entstehen so weniger Kosten, da neue Rohstoffe eingespart werden.

Die Stadt kann ihren Beitrag leisten, indem sie Angebote wie Tauschbörsen oder Reparaturstellen lanciert. Oder Kooperationsplattformen schafft, so dass Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft gemeinsam neue Lösungen auf den Weg bringen können.

Ich bin überzeugt, dass die stärkere Berücksichtigung ökologischer und sozialer Kriterien Winterthur zu einem attraktiven Standort für innovative Arbeitsplätze machen wird. Und von nachhaltigen Lösungen profitieren schliesslich alle wieder. 

 Martina Blum, Winterthur

veröffentlicht: Winterthurer Zeitung, Mai 2023

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Grün ist und war der Zeit schon immer voraus

Förderung von Solarenergie, Nutzung von leerstehenden Gebäuden in Zeiten von Wohnungsnot, Aufwertung von Bahnhöfen, Pflege von Bäumen - das sind aktuelle politische Themen unserer Gesellschaft. Gleichzeitig sind es die ersten Vorstösse, die eine noch junge Grüne Fraktion Anfang der 1980er Jahren im Kantonsrat Zürich eingereicht hat. Sie wurden dafür belächelt.  

Letzte Woche feierten die Grünen Kanton Zürich 40 Jahre Parlamentsarbeit. Die Kantonsrät:innen der ersten Stunde erzählten, wie sie bei den ökologischen und sozialen Themen unserer Gesellschaft so lange am Ball blieben. Sie sind Vordenker:innen für die Herausforderungen unserer Zeit: Klimaschutz, Erhalt der Artenvielfalt und eine gerechtere Verteilung der Ressourcen auf unserer Erde.

Unterdessen sind die Grünen nicht nur thematisch im Zentrum der Gesellschaft angekommen, sie hatten in den letzten beiden Jahren auch die Verantwortung für politische Institutionen: Grüne Parlamentspräsident:innen führten den Nationalrat, den Kantonsrat Zürich, den Gemeinderat Zürich und das Stadtparlament Winterthur. 

In Winterthur sind die Grünen seit 1986 im Parlament vertreten. Auch hier setzen wir uns für zukunftsfähige Verkehrslösungen, mehr Grünraum und erneuerbare Energie ein. Wir schaffen mit der Klimaallianz Lösungen, die auch künftigen Generationen eine natürliche Lebensgrundlage erhalten.

Wählen Sie Grün.

Martina Blum, Winterthur

veröffentlicht: Winterthurer Zeitung, Mai 2023

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Was bedeutet Kultur für Sie?

Letzte Woche war ich mit der Kulturlobby Winterthur im Gespräch und habe mir diese Frage vorab gestellt. 

Bevor ich vor 23 Jahren nach Winterthur kam, habe ich in vier Ronen mit ihrem jeweils eigenen kulturellen Selbstverständnis gelebt: in Bayern, in Massachusetts, in Venedig und in Edinburgh. Kultur ist für mich immer der Zugang zu meinen Mitmenschen, zur Gesellschaft, in der ich lebe. Kultur sind die Gepflogenheiten und die Geschichten der Menschen. Das Kulturverständnis einer Stadt ist wichtig, um sich darin zurechtzufinden und einen Beitrag für die Gesellschaft leisten zu können. Schaut man auf den Ausländeranteil von Winterthur, wird klar, wie wichtig Kulturförderung in diesem Sinne ist. Es braucht einen interkulturellen Austausch, um einander zu verstehen und die Vielfalt der Menschen schätzen zu lernen. 

Kultur ist auch die kuratierte und freie Kunst. In Winterthur haben wir viele Beispiele mit internationaler Ausstrahlung. Ich schätze das breite Kulturangebot vom Gewerbemuseum bis zum Fotomuseum, vom Theater, über das Jugendsinfonieorchester bis zu den Musikfestwochen. 

Unsere Stadt liegt mit der öffentlichen Kulturförderung unter dem Schweizer Schnitt. Das erstaunt mich. Als Kulturstadt sollten wir mehr tun. Besonders wichtig scheint mir, die Vielfalt der Kultur zu erhalten und eine gute Ausgewogenheit zwischen der etablierten Kultur, der freischaffenden Kulturszene und der Quartierkultur zu schaffen.

Martina Blum, Winterthur

veröffentlicht: 84X0, Mai 2023

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Eine zweite Chance

Im Juni 2021 hatten wir die Chance – und sind gescheitert. Wir haben das CO2-Gesetz abgelehnt. Im Juni 2023 – ein Hitzesommer und zahlreiche Überschwemmungen später – bekommen wir eine zweite Chance. Das «Bundesgesetz über die Ziele im Klimaschutz, die Innovation und die Stärkung der Energiesicherheit» kommt zur Abstimmung.

Ich sage «Ja» zum Klimagesetz, denn die Schweiz muss endlich handeln. Bereits 2017 hat sie sich im Pariser Abkommen dazu verpflichtet, den Ausstoss von Klimagasen zu reduzieren und die Erderwärmung unter 1.5° C zu halten. Doch wir sind weit davon entfernt, dieses Ziel zu erreichen. Mobilität, Konsum, Wohnen, Ernährung - unser ganzes Leben basiert auf der Nutzung fossiler Energie. Das ist nicht zukunftsfähig. Es ist jetzt unsere Verantwortung, die politischen Rahmenbedingungen mitzubestimmen.

Das Klimagesetz setzt Anreize statt Verbote und fördert Innovationen. Gleichzeitig schafft es Wertschöpfung im Inland und verringert die Abhängigkeit vom Ausland. Es bietet uns Planungssicherheit dank klarer Zielsetzung.

Ich plädiere für «Taten statt Worte» - verbindliche Ziele festlegen statt halbherzig Abkommen unterzeichnen. Dieses Motto verfolge ich seit 25 Jahren als Physikingenieurin und Umweltmanagerin – beruflich wie privat. 

Wenn Sie im Juni also schon den Zettel in der Hand haben, um «Ja» fürs Klimagesetz zu stimmen, schreiben sie doch auf den anderen noch meinen Namen für die Stadtratsersatzwahl drauf. Für ein blühendes Winterthur.

Martina Blum, Winterthur

veröffentlicht: 84X0, April 2023