Vom Suchen und Finden

Was denken Sie, worauf es wohl eher ankommt: Das Osternäschtli zu suchen oder das Osternäschtli zu finden? Vielleicht eine Typfrage. Wenn ich mich an meine Kinder erinnere, würde ich sagen: Für sie war es die Suche. Diesen Gedanken verstecken wir vorerst, zum Beispiel im Haselstrauch und machen einen (Hasen-) Sprung zu einem anderen Thema.

Als Vorsteherin des Schul- und Sportdepartements und Präsidentin der Winterthurer Schulpflege war ich kürzlich auf einer Bildungskonferenz – einer Konferenz mit grossen Fragen. Was ist eine gute Schule? Wird Unterricht für viele den Einzelnen gerecht? Was ist mit jenen, die sich herausfordernd verhalten? Kleine oder grosse Klassen? Was sollten Kinder in der Schule lernen? Noten – ja oder nein? Eine Schule für alle und eine Schule für die Zukunft – aber wie?

Diese Fragen haben Sie sicher auch schon gehört. Sie sind nicht neu. Aber die Antworten, die mal richtig waren, sind es eben nicht mehr unbedingt. Das ist einer der Momente, die ich besonders mag. Fragen sind die Chance auf Veränderung. Veränderung fängt mit einer Frage an und entwickelt sich während der Suche nach Lösungsansätzen. So kommt Chancengleichheit in unser System und so gestaltet die Stadt Winterthur nachhaltige Betreuungs- und Bildungsangebote für alle.

Nicht, dass es dafür eindeutige Antworten und Wege gäbe. Wem der Themensprung zu gross war und wer inzwischen in der Regenrinne nach dem Osternäschtli sucht: Das Suchen will auch ausgehalten werden, mit Neugier, Offenheit und hoher Frustrationstoleranz. Jahrelang an einem Problem zu forschen beispielsweise, ist das eine. Aber das andere ist es, wenn die Lesebrille einfach nicht auffindbar ist. Dann sieht es mit der Geduld gleich anders aus.

Und ebenfalls entscheidend: Ein Kind, das ein Erfolgserlebnis hat, also mal das Osternäschtli findet, ist auch für die Suche viel motivierter. Daher kehren wir nun zu unserem Haselstrauch zurück, zum versteckten Osternäschtli – sofern es noch da ist und sich nicht der Hund darüber hergemacht hat. Denn manche finden ja auch etwas, nach dem sie gar nicht gesucht hatten.

Ich wünsche Ihnen schöne Ostertage, ein gutes Suchen und Finden! Vielleicht auch neuer Wege?


Martina Blum Stadträtin, Vorsteherin Departement Schule und Sport

Erschienen in der «Winterthurer Zeitung» am 17. April 2025


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