Wann hat Ihnen das letzte Mal ein Hindernis den Weg versperrt? Wann mussten Sie erstmal
eine Hürde überwinden, einen Umweg in Kauf nehmen oder um Hilfe bitten, um an Ihr Ziel
zu kommen?
Falls Ihnen auf Anhieb nichts eingefallen ist: Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch. Schwer zu lesen, oder? Zum
Glück wohnen wir nicht in dieser Gemeinde in Wales, sondern in Winterthur. Aber auch in
unserer Stadt gibt es – wie in der ganzen Schweiz – allerhand Hürden: Durchgänge sind zu
eng, Tasten unerreichbar, Beschriftungen nicht lesbar, Informationen kompliziert,
Durchsagen nicht zu verstehen. Auch Vorurteile können Hürden sein.
Am Dienstag war ich in der Stadtbibliothek beim ersten «Apéro Inklusiv». Dort treffen sich
Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen zum Gespräch. Im Zentrum steht die
Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen. Alle sollen an unserem Stadtleben
teilhaben können. Dafür müssen Angebote, Dienstleitungen und Informationen leicht
erreichbar, einfach zugänglich und verständlich, also inklusiv sein. Sozusagen «Winterthur
Inklusiv», ein Winterthur, das niemanden ausschliesst. Das ist auch eine Aufgabe der Stadt.
Als Schul- und Sportvorsteherin beschäftigen mich natürlich besonders die Strukturen, die
wir für eine inklusive Schule und für inklusiven Sport brauchen. Einerseits setzt sich das
Sportamt dafür ein, dass Menschen mit Beeinträchtigungen passende Sport- und
Bewegungsangebote finden. Und es hilft Vereinen dabei, diese Angebote zu schaffen.
Andererseits ist eine Schule für alle unser Ziel: Schüler:innen bekommen die nötige
Unterstützung und haben das für sie richtige Umfeld möglichst in der Regelschule.
Winterthur für alle – das bedeutet Vielfalt und effektive Gleichstellung. In verschiedenen
Bereichen ist schon einiges erreicht, aber in anderen haben wir noch grossen
Nachholbedarf. Um gegenseitiges Verständnis, passende Bedingungen für alle und Schutz
vor Diskriminierung zu fördern, hat die Stadt das Programm «Aktionstage für Respekt und
Vielfalt» ins Leben gerufen. Auch «Apéro Inklusiv» ist Teil davon.
Als Privatperson kann ich ebenfalls etwas für ein Winterthur für alle tun. Mein Umfeld darauf
aufmerksam machen, wenn etwas für mich nicht stimmt. Mich hinterfragen, wie ich anderen
begegne. Mir meine Vorurteile bewusst machen. Mich für Vielfalt starkmachen. Denn
verschiedene Perspektiven sind wertvoll – vor allem, wenn sie zusammenkommen. So
lassen sich Hürden überwinden.
Martina Blum
Stadträtin, Vorsteherin Departement Schule und Sport
Erschienen in der «Winterthurer Zeitung» am 13. November 2025
