Haben Sie es gewusst? Oder sogar irgendwie gespürt? 2024 war das internationale Jahr der Kamele. Die Vereinten Nationen zeichnen jedes einzelne Jahr mit einem speziellen, thematischen Etikett aus. Nicht immer ist der Sinn dahinter für alle auf der Welt erkennbar. Sind wir ehrlich: Kamele kennen wir hierzulande eigentlich nur vom Kinderzoo in Rapperswil oder der Arena des Zirkus Knie. Aber die UNO macht sich schon mehr Gedanken, als auf den ersten Blick erkennbar ist. Das Kamel ist eines der widerstandsfähigsten Tiere und für einige Länder und Völker das Transportmittel schlecht hin. Es benötigt kein Benzin, kommt in der Wüste tagelang ohne Wasser aus und mühelos durch den Sand. Gerade in den Zeiten des Klimawandels ist ihre Bedeutung daher nicht hoch genug zu schätzen.
Aber 2024 ist Vergangenheit. Vor ein paar Tagen haben wir das Jahr 2025 begrüsst. Die UNO auch. Und zwar mit dem Etikett «Internationales Jahr der Quantenphysik und der Quantentechnologie». Dann lieber Kamele, mögen die einen denken. Aber die Quantenhypothese von Max Planck war zu Beginn des 19. Jahrhunderts wichtig, weil die klassische Physik damals bei der Beschreibung von Licht an ihre Grenzen stiess. Die Quantenmechanik legte den Grundstein für Erfindungen wie die heutige Lasertechnik, Computerchips und Solarzellen. Es war ein Quantensprung. Und «Quantensprünge» erlebt die Menschheit immer wieder mal. Die letzten waren wohl das World Wide Web, also das Internet und jetzt auch die künstliche Intelligenz.
Local first: Man kann sich die Frage stellen, ob es Sinn machen würde, wenn der Stadtrat von Winterthur parallel zu den internationalen Jahren auch kommunale Themenjahre küren würde. Wie die für 2025 wohl heissen würden? Ich überlasse das entsprechende Mutmassen der Winterthurer Bevölkerung. Die Gedanken sind frei.
Als Vorsteherin des Departementes Schule und Sport hätte ich aber ganz konkrete Vorschläge für die Jahre 2025, 2026, 2027… Jahr der Bildung, Jahr der Bildungs-Chancengerechtigkeit, Jahr der Inklusion, Jahr der schulergänzenden Betreuung, Jahr des Vereinssports, Jahr des Schulsports, Jahr der Bewegung und Begegnung im öffentlichen Raum. Es gäbe noch viele mehr…
Als ob die UNO geahnt hätte, dass das mit der Quantenphysik doch etwas schwierig sein wird, hat sie für 2025 ein zweites Thema lanciert: «Jahr der Erhaltung der Gletscher». Da sind wir in der Schweiz schon näher dran. Der Fokus ist klar: Das grosse Gletscherschmelzen und die Auswirkungen der Klimaerwärmung.
Aber vielleicht würde es uns allen guttun, wenn wir dem frischen Jahr 2025 ein ganz persönliches, individuelles Motto geben würden. Zum Beispiel 2025, mein Jahr der Freundschaftspflege, der Fitness, des Lernens, der Nachhaltigkeit, der Offenheit für Neues, des Staunens und der Neugier…
Wie auch immer. Ich wünsche ein gutes, erfülltes neues Jahr! Vielleicht ja mit ein paar persönlichen Quantensprüngen.
Martina Blum
Stadträtin, Vorsteherin Departement Schule und Sport
P.S. 2026 ist das internationale Jahr der Freiwilligen im Dienste der nachhaltigen Entwicklung.
Erschienen in der «Winterthurer Zeitung» am 9. Januar 2025